Derzeit kursieren vermehrt E-Mails, die vermeintlich vom Webhoster Hostpoint stammen und in denen behauptet wird, dass Sie die Zahlungsmethode aktualisieren müssen. Die Betrüger versuchen, über eine Fake-Webseite die Kreditkartendaten abzugreifen.
Sollte die Phishingmasche der Betrüger erfolgreich sein, wird sofort eine Kreditkartenbelastung ausgelöst. Dabei versuchen die Betrüger den per SMS übermittelten Sicherheits-Code des Finanzinstitutes zu ergattern (Umgehung der Zwei-Faktor-Authentifizierung).
Screenshot einer Phishing-Mail die vorgibt von Hostpoint zu sein.
Ignorieren Sie das E-Mail
Folgen Sie niemals Links aus E-Mails, SMS, etc. oder von anderen Websites, da diese optisch verändert sein können. Greifen Sie nur über die offiziellen Websites auf die entsprechende Login-Funktion zu
Geben Sie nie sensible Daten von sich preis, wenn Sie vorgängig keine gründlichen Abklärungen getätigt haben
Bewaffnete Konflikte werden zunehmend auch mithilfe von Cyberangriffen geführt. Urheber solcher Angriffe können nebst staatlichen Akteuren auch nichtstaatliche Angreifer wie Hacktivisten oder kriminelle Gruppierungen sein. Insbesondere der Ukraine-Konflikt zeigt, wo Cyber als Mittel eingesetzt werden kann. Diese vielschichtige Thematik bildet das Fokusthema und wird im aktuellen Bericht von den verschiedensten Seiten her beleuchtet.
Droh-Mails: Massive Zunahme
Im ersten Halbjahr 2022 verzeichnete das NCSC eine massive Zunahme von Meldungen aus der Bevölkerung. Bis Ende Juni gingen beim NCSC 17'186 Meldungen ein. Im Vergleich zur Vorhalbjahresperiode mit 10’234 Meldungen entspricht dies einer Zunahme von rund 70 Prozent. Hauptursache dieser beachtlichen Steigerung sind vor allem Meldungen zu Droh-E-Mails im Namen der Polizei, so genannte Fake-Extortion-E-Mails.
Betrugsfälle weiterhin als nationale Spitzenreiter
Im Berichtszeitraum betrafen die meisten Meldungen an das NCSC verschiedenste Betrugsformen (10'447 Meldungen). Rund die Hälfte davon waren Meldungen zu Fake-Extortion-E-Mails (5'872 Meldungen). Weitere Betrugsfälle fielen auf Vorschussbetrug (1’834), Fake Sextortion (615) und Kleinanzeigenbetrug (419). Meldungen zu Phishing und Schadsoftware bewegten sich im Vergleich zur Vorhalbjahresperiode auf dem gleichen Niveau.
Hohe Schäden bei Investment-Betrug und Rechnungsmanipulationsbetrug
Das höchste Schadenspotential bei Unternehmen verzeichnete das NCSC neben Ransomware beim Phänomen des Rechnungsmanipulationsbetrugs (Business-E-Mail-Compromise). Im ersten Halbjahr 2022 erhielt das NCSC diesbezüglich 47 Meldungen mit einer Schadenssumme von insgesamt 2.3 Millionen Schweizer Franken. Der Investment-Betrug gehört, insbesondere bei Privatpersonen, zu den Delikten mit den höchsten Schadenssummen. In der ersten Jahreshälfte 2022 wurden dem NCSC Fälle mit einer Schadenssumme von insgesamt mehr als drei Millionen Schweizer Franken gemeldet.
Leichter Rückgang bei Meldungen zu Ransomware
Obwohl die Meldungen zu Ransomware im Vergleich zur Vorhalbjahresperiode von 91 auf 83 Meldungen leicht zurückgegangen sind, ist diese Angriffsform weiterhin die akuteste Cyberbedrohung, der Organisationen in der Schweiz ausgesetzt sind. Seit Jahresbeginn sind in der Schweiz verschiedene Organisationen in diversen Sektoren Ziele von Ransomware-Angriffen geworden.
Spoofing im Aufwind
Einen enormen Anstieg verzeichnete das NCSC auch bei den Meldungen zu gefälschten (gespooften) Telefonnummern. Dabei fälschen dubiose Callcenter die angezeigte Rufnummer, in dem sie Telefonnummern von Privatpersonen anzeigen lassen. So sollen die Angerufenen verleitet werden, den Anruf entgegenzunehmen. Im ersten Halbjahr 2022 gingen beim NCSC 319 Meldungen ein. Im Berichtszeitraum des Vorjahres waren es nur gerade 17 Meldungen.
Auf der Webseite des NCSC können Sie den ausführlichen Berichts als PDF herunterladen (1MB).
Eine gefährliche Schwachstelle wurde in Windows entdeckt, mit der präparierte Office-Dateien Schadsoftware nachladen können. Das Gefährliche an der aktuellen Methode ist, dass sie einen Fehler in Microsoft Windows Support Diagnostic Tool ausnutzt und damit Schadsoftware nachlädt, selbst wenn Makros deaktiviert sind. Wird die Datei als .rtf-Datei versendet, wird sogar die Geschützte-Ansicht von Office umgangen. D.h. die blosse Ansichtsvorschau einer Datei kann zur Infizierung führen.
Es scheinen fast alle Windows-Versionen betroffen zu sein. Ob Virenscanner alle präparierten Dokumente erkennen, ist noch unklar. Im Ausland sind erste Fälle bekannt, wo Kriminelle die Sicherheitslücke ausnützen. Zurzeit gibt es von Microsoft noch keinen Sicherheitspatch.
Vorsichtsmassnahmen
Aktivieren Sie die automatischen Windows Updates, damit Sie den Patch von Microsoft erhalten, wenn er bereitsteht.
Seien Sie skeptisch, wenn Sie unaufgefordert Office-Dateien zugesendet erhalten, besonders wenn es sich um .rtf-Dateien handelt. Öffnen Sie die Datei nur, wenn Sie 100% sicher sind, dass sie harmlos ist.
Fragen Sie lieber beim Sender telefonisch nach, ob er wirklich die Datei gesendet hat.
Deaktivieren Sie das Vorschaufenster im Explorer, falls es aktiviert ist, da darüber eine Datei im Hintergrund auch geöffnet wird. Klicken Sie dazu im Explorer oben auf «Ansicht» und deaktivieren Sie die Option «Vorschaufenster» (alternativ können Sie die Tastenkombination ALT + P verwenden).
Kunden von Global System
Global System Kunden mit einem «Windows & Linux Server SLA» beziehungsweise «Windows & Linux Client SLA» müssen nichts unternehmen. Wir haben bei Bekanntgabe dieser Schwachstelle sofort das Microsoft Windows Support Diagnostic Tool temporär deaktiviert. Beim nächsten Wartungsfenster, wird das von uns erst geprüfte Update, installiert werden.
16.05.22
NCSC: 2. Halbjahresbericht 2021
An der Produktion von Gütern und Dienstleistungen sind heute verschiedene Lieferanten und Drittanbieter beteiligt. Werden diese angegriffen, kann dies zu weitreichenden Problemen in der ganzen Supply Chain führen, wie beispielsweise einem Produktionsstopp. Für internationale Schlagzeilen sorgte der Supply Chain-Angriff auf das Software-Unternehmen Kaseya Mitte 2021. Ausserdem waren in der Schweiz die Internetseiten der Stadt und des Kantons St. Gallen infolge eines DDoS-Angriffs auf einen Hosting-Provider längere Zeit nichtverfügbar.
Betrugsfälle am häufigsten gemeldet
Im Berichtszeitraum erhielt das NCSC insgesamt 11'480 Meldungen zu Cybervorfällen. Am häufigsten gingen dabei Hinweise zu verschiedenen Betrugsformen ein. Insbesondere E-Mails, die angeblich von Strafverfolgungsbehörden stammen, wurden sehr häufig gemeldet. Weitere Meldungen betrafen Vorschussbetrug, Investment-Betrug, CEO-Betrug und Kleinanzeigen-Betrug. Bei Betrug zeichnet sich bei einigen Täterschaften ein Trend zu aufwändigerem, individualisiertem Vorgehen ab. Sie bearbeiten Opfer über längere Zeit, um Vertrauen aufzubauen, bevor der eigentliche Betrugsversuch stattfindet.
Ransomware und Datenabfluss
Auch in der zweiten Jahreshälfte 2021 gab es zahlreiche Angriffe mit Verschlüsselungstrojanern, sogenannter Ransomware, bei denen Daten verschlüsselt und anschliessend Lösegeld gefordert wurde. Immer öfter gehen die Angreifer zur doppelten Erpressung über. Sie kopieren die Daten, bevor diese verschlüsselt werden. So verfügen die Angreifer über ein zusätzliches Druckmittel. Falls das Opfer nicht zur Zahlung des geforderten Lösegeldes bereit ist, drohen sie mit der Veröffentlichung der Daten.
Schwachstellen in Software-Komponenten
Häufig werden in der Software-Entwicklung bereits bestehende Komponenten wie Bibliotheken oder Open Source Code verwendet. Diese können jedoch auch Schwachstellenaufweisen. Wird eine solche Schwachstelle bekannt, muss sie in allen Produkten, in denen die Komponente mit der Schwachstelle integriert wurde, behoben werden. Diese Problematik zeigte sich im Dezember 2021 bei der kritischen Schwachstelle in der weit verbreiteten Java-Programmbibliothek «Log4j».
Phishing weiterhin im Trend
Seit Beginn der Pandemie werden dem NCSC viele Phishing-Angriffe mit vermeintlichen Paketankündigungen oder Zustellproblemen gemeldet. Neben E-Mails versenden die Angreifer auch regelmässig SMS, um ihre Opfer zu erreichen. Andere Meldungen betrafen Phishing-Versuche in Zusammenhang mit Webmail und Office365. Die so gephishten Zugangsdaten werden in der Folge oft für Rechnungsmanipulationsbetrug verwendet. Ein weiterer Dauerbrenner sind Phishing-Mails bezüglich angeblich doppelt bezahlter Rechnungen von Internetprovidern.
Auf der Webseite des NCSC können Sie den ausführlichen Berichts als PDF herunterladen (2MB).
Zurzeit werden vermehrt Mails wegen angeblich doppelt bezahlten Swisscom-Rechnungen versendet. Es handelt sich dabei um Phishing-Mails. Die Angreifer versuchen mit dieser Vorgehensweise sowohl an die Zugangsdaten zum Swisscom-Kundenportal zu kommen als auch zu Kreditkartendaten inklusive Einmal-SMS-Code.
Löschen Sie solche E-Mails!
Beispiel einer möglichen Phishing-Mail.
Grundlegende Regeln
Achten Sie sich auf den Absender, wenn dieser schon falsch oder suspekt ist, handelt es sich fast immer um Phishing-Mails. (Und selbst wenn der Absender stimmt, heisst das noch nicht, dass der Inhalt echt ist)
Untersuchen Sie immer zuerst wohin ein Link verlinkt, bevor Sie darauf klicken.
Geben Sie nie Anmelde- oder Kreditkartendaten auf einer Seite ein, auf die sie über einen E-Maillink gelangt sind. Speichern Sie Links zu Anmeldeseiten in Ihren Lesezeichen und verwenden sie diese anstatt auf Links zu klicken. Damit können Sie sicherstellen, dass Sie sich immer auf der echten Seite anmelden.
Speichern Sie Links zu Anmeldeseiten in Ihren Lesezeichen, und verwenden sie diese anstatt auf Links zu klicken. Damit können Sie sicherstellen, dass Sie sich immer auf der echten Seite anmelden.
13.12.21
Sicherheitslücke in Java-Bibliothek «Log4j»
Sicherheitsforscher haben eine schwerwiegende Sicherheitslücke in einer Java-Bibliothek gefunden, die es Angreifern erlaubt auf anfälligen Server beliebigen Code auszuführen.
Log4j ist eine beliebte Java-Bibliothek die in vielen Servern und Programmen verwendet wird, um Ereignisse zu protokollieren (engl.: loging). Mit einer speziell präparierten Log-Datei, kann auf dem Server Code ausgeführt werden. Dies ist besonders gefährlich, wenn der Server aus dem Internet zugänglich ist.
Update ist verfügbar
Es ist bereits eine neue Version der Bibliothek veröffentlicht worden, in der die Sicherheitslücke behoben ist. Es liegt nun an den einzelnen Herstellern und Softwarelieferanten Updates mit der neuen Version bereitszustellen
Für Global System Kunden
Die Server der Global System sind von der Sicherheitslücke nicht betroffen, da wir die Bibliothek nicht verwenden. Kunden die einen Server mit Java betreiben und damit eventuell betroffen sind, werden von uns direkt kontaktiert.
03.11.21
NCSC: 1. Halbjahresbreicht 2021
Schwachstellen bei Hard- und Software sind willkommene Angriffsziele, wenn die lückenhaften Komponenten nicht zeitnah durch Patches aktualisiert werden. Die Sicherheitslücken auf den MS Exchange-Servern sowie «Sonic Wall», «PrintNightmare» oder «QNAP NAS» sind nur einige Beispiele, die im aktuellen Fokusthema beleuchtet werden.
Ausbau des Schwachstellen-Managements
Das NCSC baut das Schwachstellen-Management aus, so dass Sicherheitslücken auf einer Plattform koordiniert offengelegt werden können («Coordinated Vulnerability Disclosure»), aber auch um Entdeckenden von Sicherheitslücken die Möglichkeit zu geben, ihre Erkenntnisse anonym an eine staatliche Stelle zu melden. Zudem wird die Öffentlichkeit über die im Umlauf befindlichen kritischen Sicherheitslücken informiert und mit entsprechenden Sicherheitsmassnahmen unterstützt. Um Sicherheitslücken aufzuspüren, hat das NCSC im ersten Halbjahr 2021 die Testphase der Infrastruktur für das Covid-Zertifikat und das erste Pilot-Programm betreffend Bug Bounty in der Bundesverwaltung eng begleitet.
Häufigste Meldungen zu Betrug
Auch im ersten Halbjahr 2021 betrafen die meisten Meldungen an das NCSC verschiedenste Betrugsformen. Insbesondere CEO-Betrug, Fake-Support-Anrufe und Kleinanzeigenbetrug wurden sehr häufig gemeldet. Investitionsbetrüger locken aktuell mit enormen Gewinnversprechen bei Anlagen in Kryptowährungen. Insgesamt sind im Berichtszeitraum bei der Anlaufstelle des NCSC 10’234 Meldungen zu diversen Cybervorfällen eingegangen. Dies sind fast doppelt so viele wie im ersten Halbjahr 2020. Gründe für diese starke Zunahme sind einerseits die Einführung des neuen Meldeformulars des NCSC und dessen prominente Platzierung auf der Startseite. Andererseits ist die hohe Zahl auch auf mehrere grosse Angriffswellen mittels Fake-Sextortion oder Phishing zurückzuführen.
Anstieg von Meldungen zu Ransomware und Phishing
Die hohe Zahl an gemeldeten Vorfällen mit Verschlüsselungstrojanern, sogenannter Ransomware, ist ebenfalls auffällig. Die Zahl hat sich von 32 Fällen im ersten Halbjahr 2020 auf 94 Fälle in der aktuellen Berichtsperiode verdreifacht. Zurückzuführen ist dies vor allem auf die Ransomware «Qlocker», welche sich mehrheitlich gegen Private richtete und es auf Netzwerkspeicher der Marke «QNAP» abgesehen hatte.
Eine starke Zunahme verzeichnete das NCSC auch bei den Phishing-Meldungen. Wurden im ersten Semester 2020 über das Meldeformular noch 497 Hinweise zu Phishing gemeldet, waren es im Jahr 2021 in der gleichen Periode 2'439 Meldungen. Diese Zahl hat sich fast verfünffacht. Der Grund liegt vor allem am erhöhten Meldeeingang von E-Mails und SMS mit gefälschten Paketbenachrichtigungen, deren Versand in den letzten Monaten stark zugenommen hat.
Auf der Webseite des NCSC können Sie den ausführlichen Berichts als PDF herunterladen (2MB).
Zur Zeit ist eine SMS mit einer angeblichen Benachrichtigung des Mobilfunkproviders im Umlauf, dass eine «Voice Nachricht» verfügbar sei. Um die ganze Nachricht zu hören, soll man einen Link anklicken. Nach dem Anklicken des Links öffnet sich eine Seite mit dem Logo des Mobilfunkfunkproviders und der Aufforderung, eine sogenannte «apk-Datei» herunterzuladen. Dabei handelt es sich um Schadsoftware. Installieren Sie diese Datei auf keinen Fall!
Präparierte Office-Dokumente nutzen Windows-Schwachstelle aus
Angreifer bringen zurzeit gezielt präparierte Microsoft Office Dokumente in Umlauf, die nach dem Öffnen Computer mit Schadcode infizieren. Anders als bisherige Infizierungsversuche, benötigt dieser Angriff keine Makros, um Schadsoftware auszuführen, stattdessen wird eine Sicherheitslücke in Windows missbraucht. Betroffen sind die Versionen Windows 7 bis 10 sowie Windows Server 2008 bis 2019.
Infizierung ohne Makros
Die präparierten Office-Dokumente enthalten speziellen Code, der auf Grund einer Sicherheitslücke in Windows automatisch ausgeführt wird. Das heisst das blosse Öffnen eines präparierten Office-Dokumentes reicht aus, um sich zu infizieren.
Standardmässig ist Office so konfiguriert, dass Dokumente, die aus dem Internet geladen wurden, zuerst in einer geschützten Ansicht angezeigt werden. In diesem Modus kann das Dokument gemäss Microsoft nur gelesen werden, es findet noch keine Infizierung statt. Sobald aber die Bearbeitung aktiviert wird, wird Schadsoftware ausgeführt.
Ausstehender Patch und Sicherheitsmassnahmen
Zurzeit ist noch kein Patch verfügbar. Microsoft arbeitet aber daran und stellt in Aussicht, dass er zum nächsten Patchday bereitsteht.
Es ist auf Grund der einfachen Angriffsmöglichkeit davon auszugehen, dass in nächster Zeit Angriffe mit dieser Methode zunehmen werden. Seien Sie deshalb besonders vorsichtig, wenn Sie Office-Dokumente per Mail erhalten:
Öffnen Sie nur Office-Dokumente, wenn Sie den Absender kennen und auch eine E-Mail mit Office-Anhang erwartet haben.
Aktivieren Sie das automatische Windows Update.
Fragen Sie im Zweifelsfall per Telefon beim Absender nach, bevor sie ein Dokument öffnen.
Global System Kunden können sich im Zweifelsfall bei unserem Support melden.
Der erste Halbjahresbericht des NCSC befasst sich mit den wichtigsten Cybervorfällen der zweiten Jahreshälfte 2020 in der Schweiz und international. Er löst den bisherigen Halbjahresbericht MELANI ab. Das Schwerpunktthema bildet die Digitalisierung im Gesundheitswesen und deren Herausforderungen bei den aktuellen Cyberbedrohungen.
Die Digitalisierung schreitet auch im Gesundheitswesen unaufhaltsam voran. Globalisierte Lieferketten, computergesteuerte Logistik oder elektronische Patientendossiers bestätigen dies. Doch die zunehmende Digitalisierung bietet auch potentielle Angriffsflächen für Cyberkriminelle. Erfolgreiche Angriffe im Gesundheitswesen haben weitreichende Konsequenzen. Ein Datenabfluss kann besonders schützenswerte Personendaten betreffen. Ausserdem können Funktionsausfälle von IT-Systemen oder eine auch nur temporäre Nichtverfügbarkeit von Daten die Gesundheit oder sogar das Leben von Menschen gefährden. Im Halbjahresbericht werden aktuelle Fälle sowie die erforderlichen Schutzmassnahmen beleuchtet.
Ransomware birgt grösstes Schadenspotenzial
Vorfälle mit Verschlüsselungstrojanern (Ransomware) zählen zu den Ereignissen mit dem grössten Schadenspotential, denn Betriebsausfälle und Wiederherstellung verursachen grosse Kosten und führen im schlimmsten Fall zu einem kompletten Datenverlust. Für die in Aussicht gestellte Entschlüsselung der Daten werden von den Angreifern hohe Lösegelder gefordert. In der zweiten Jahreshälfte 2020 sind beim NCSC 34 Meldungen dazu aus verschiedenen Wirtschaftssektoren in der Schweiz eingegangen. Rund 80 Prozent der Meldungen betrafen kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Eine weitere Schadsoftware sorgte im letzten Jahr weltweit für Schlagzeilen. Nach mehrmonatigem Unterbruch beobachtete das NCSC seit Juli 2020 erneut verschiedene Spam-Wellen der «Emotet»-Schadsoftware. Ursprünglich als E-Banking-Trojaner bekannt, wurde «Emotet» zuletzt vor allem für den Versand von Spam sowie das Nachladen von weiterer Schadsoftware verwendet, bis dann am 27. Januar 2021 Europol bekannt gab, dass das «Emotet-Botnet» durch eine koordinierte Aktion internationaler Strafverfolgungs- und Justizbehörden deaktiviert worden war. Der Halbjahresbericht gibt Einblick in die Funktionsweise von «Emotet».
Betrugsfälle weit verbreitet
Im zweiten Halbjahr 2020 sind bei der Anlaufstelle des NCSC insgesamt 5’542 Meldungen zu Cybervorfällen von Privatpersonen und Unternehmen eingegangen. Davon machen die 2’917 Meldungen zu Betrug weiterhin den grössten Anteil aus. Am häufigsten gemeldet werden dabei Vorschussbetrug, Fake-Sextortion und Gebührenfallen.
Auf der Webseite des NCSC können Sie den ausführlichen Berichts als PDF herunterladen (1MB).
In der Schweiz werden KMU Opfer einer neuen Betrugsmasche. Kriminelle versenden gefälschte Paketzustellungsmails mit Links zu Schadsoftware. Das besonders gefährliche ist, dass die Mail mit einem Telefonanruf angekündigt wird, man solle die Lieferung bestätigen.
Inhalt eines möglichen Anrufes
Die Stimme meint Ihre Ansprechperson sei der Geschäftsführer des KMU. Ob jemand anwesend sei. Wegen Corona habe sie den Lieferschein per Mail geschickt. Man müsse diesen nur ausdrucken, unterschreiben und dem Fahrer übergeben.
In einer französischen Version ertönt eine automatische Roboterstimme, die auffordert, die Emailadresse zu bestätigen. Anschliessend komme umgehend das Mail mit dem angeblichen Lieferschein.
E-Banking-Trojaner und Verschlüsselungstrojaner
Im Hintergrund wird ein E-Banking-Trojaner heruntergeladen. Einmal installiert, werden die künftigen eBanking-Aktivitäten des KMU an die Täter umgeleitet, die die Zahlungen modifizieren und die Überweisung zu ihren Gunsten umleiten.
Immer häufiger entwenden die Täter auch im grossen Stil Daten, verschlüsseln anschliessend die Daten und Systeme des betroffenen Unternehmens und fordern dann ein entsprechendes Lösegeld. Häufig passiert dies 2-3 Wochen nach der Erstinfektion.
Screenshot einer gefälschten Zustellungsmail mit Link zu einer bösartigen Datei.
Was ist zu tun
Klicken Sie auf keinen Fall auf Links in solchen E-Mails!
Sollten Sie bereits auf einen solchen Link geklickt haben:
Melden Sie sich umgehend bei Ihrer Bank und erwähnen Sie die mögliche Infektion mit einem eBanking Trojaner.
Benutzen Sie Ihren Computer nicht weiter.
Informieren Sie Ihren Administrator oder melden Sie sich bei Ihrem IT-Dienstleister.
Erstatten Sie Strafanzeige beim örtlichen Polizeiposten.
Im Internet sind seit etwa einer Woche die Daten von 1,6 Mio. Schweizer Facebook-Nutzern aufgetaucht. Sie enthalten die Telefonnummer des Nutzers, den Namen, Vornamen und das Geschlecht. Wenn der Nutzer weitere Daten angegeben hat, dann sind allenfalls auch der Wohnort, der Arbeitgeber, der Beziehungsstatus und in seltenen Fällen die Emailadresse betroffen.
Die Daten wurden vermutlich bereits 2019 gestohlen. Damals wurden die Daten noch für viel Geld auf Hackerforen verkauft. Nun sind sie kostenlos ins Internet gestellt worden, wahrscheinlich weil Sie veraltet und damit nicht mehr so wertvoll sind.
Mögliche Betrugsmaschen
Die nun öffentlich zugänglichen Daten werden von Betrügern genutzt, um Phishing-SMS zu versenden. Je nachdem welche zusätzlichen Informationen zur Telefonnummer vorhanden sind, können sehr persönliche und damit vertrauenswürdige Nachrichten verfasst werden. Es werden ausserdem betrügerische Anrufe oder Phishing-E-Mails versucht.
Folgende Betrugsversuche wurden bereits festgestellt:
SMS mit Links auf Fake-Webseiten
Aufwändig gefälschte E-Mails, in deren Anhängen Schadsoftware versteckt ist
Fake-Anrufe mit versteckten Kostenfallen. (Es klingelt einmal, bei einem Rückruf landet man bei einer teuren «Service»-Nummer)
Bin ich betroffen?
Auf der Webseite Have I been pwned? des australischen Sicherheitsforschers Troy Hunt können Sie Ihre Handynummer eingeben und erhalten dann den Hinweis, ob Sie betroffen sind oder nicht (sie müssen die Telefonnummer im internationalen Format eingeben, also mit Ländervorwahl). Alternativ gibt es für Benutzer aus der DACH-Region eine deutsche Webseite von Freddy Greve, wo Sie den Link zu Ihrem Facebook-Profil eingeben können, um zu erfahren, ob Sie betroffen sind.
Was kann ich tun, wenn ich betroffen bin?
Leider können Sie nicht mehr viel machen, wenn Daten einmal im Internet sind, lassen Se sich nicht mehr entfernen. Ausserdem handelt es sich bei den Daten um Informationen, die Sie gar nicht (Name, Geburtsdatum) oder nur mit viel Aufwand ändern können (Wohnort, Telefonnummer).
Bleiben Sie in nächster Zeit besonders wachsam. Seien Sie bei unerwarteten, aber vertrauenswürdig klingenden SMS misstrauisch. Klicken Sie nie auf Links in solchen Nachrichten.
07.01.21
Schadsoftware Emotet ist wieder aktiv
Seit Dienstagmittag ist die Schweiz Ziel einer breit angelegten Malware E-Mailkampagne. Die Schadmail enthält ein Passwort für das Öffnen der im Anhang beiliegenden verschlüsselten ZIP-Datei.
Die E-Mail gibt vor von einer offiziellen oder öffentlichen Organisation wie einer Bank oder der Polizei zu stammen. In der verschlüsselten ZIP-Datei steckt ein Office-Dokument. Dieses Dokument enthält ausführbare Makros. Öffnet der Benutzer das Dokument und erteilt die Erlaubnis, Makros auszuführen, infiziert sich der PC mit dem Trojaner Emotet.
Beispiel einer gefälschten E-Mail mit verschlüsseltem Anhang und Passwort.
Bei vielen dieser Mails handelt es sich um wirklich verschickte Mails, die den Betrügern in die Hände gefallen sind und nun durch sie erneut verschickt werden. Die Fälschung kann erkannt werden, wenn der angezeigte Name nicht dem wirklichen Namen entspricht.
Die E-Mailadresse entspricht nicht dem Anzeigenamen.
Da der Anhang verschlüsselt ist, kann der Inhalt von Antivirusprogrammen nicht überprüft werden. Wird das Office-Dokument geöffnet, versuchen die Betrüger den Benutzer zur Ausführung der Makros zu bringen, indem sie vorgeben, das Dokument sei mit einer anderen Windows-, Office-, Android-Version erstellt worden und müsse zuerst umgewandelt werden.